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Auf Schnuppertour im Feldberger Seenland

Mitglieder und Gäste des Laager Heimatvereins fuhren mit Brandt-Reisen in den Osten Mecklenburg-Vorpommerns, ins Feldberger Seenland.

Erste Station war das bereits im Brandenburgischen liegende Schloss Boitzenburg, ein jahrhundertealter Adelssitz. Es ist eines der größten Schlösser im Nordosten Deutschlands. Erbaut wurde es auf den Mauern einer Burg, die bereits 1276 erwähnt wurde. Die Burg wurde mehrmals zum heutigen Schloss umgebaut, unter anderem durch den bekannten brandenburgischen Baumeister Friedrich August Stüler, der auch am Schweriner Schloss baute. Den umliegenden Park schuf der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné. Im Innern des Schlosses sind die rekonstruierten Räumlichkeiten zu bewundern. Hervorstechend sind die Festräume mit teilweise erhaltenen Möbeln aus der Zeit vor 1945, insbesondere das Speisezimmer mit Eichenholzschränken im norwegischen Jugendstil oder das frühere Jagdzimmer mit seiner Stuckdecke, die an eine ähnliche Decke im Festsaal des Güstrower Schlosses erinnert. Vom Turm des Boitzenburger Schlosses hat man einen weiten Rundblick über die umliegenden Wälder und Seen. Beachten sollte man auch die in Europa größte freitragende Holztreppe in einem der Türme des Schlosses.

Schloss Boitzenburg (Foto: mawowa 12)

Von der Inneneinrichtung des Schlosses ist kaum etwas erhalten. 1945, vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, wurde ein bedeutender Teil der Einrichtung nach Westdeutschland geschafft. Was nicht abtransportiert werden konnte, wurde geraubt. Die von Arnims wurden enteignet. Das Haus diente in den nachfolgenden Jahren verschiedenen Zwecken. Bis 1990 wurde es als Erholungsheim für Offiziere der Nationalen Volksarmee der DDR genutzt, stand dann leer und verfiel. Ein Hamburger Investor erwarb das Anwesen und bekam Millionen an Fördermitteln, um das Schloss wieder instand zu setzen. Aber Teile der Fördermittel sollen zweckentfremdet verwendet worden sein. Heute ist in dem Schloss neben einem Hotel für Individualreisende ein Familien- und Jugendhotel tätig. Trotzdem kann das Schloss besichtigt werden. Allerdings sollte man vorher einen Termin vereinbaren, damit es mit der Führung klappt.

Etwas außerhalb von Feldberg, versteckt im Wald, liegt der „Stieglitzenkrug“, eine Gaststätte. Ihre Wurzeln gehen auf die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, als damals für die Ausflügler eine Erfrischungshalle gebaut wurde. Ringsumher steht ein prächtiger Buchenwald. Wanderwege laden zum Erkunden ein. Nicht weit entfernt befindet sich der Reiherberg. Von ihm hat man einen schönen Blick auf den Haussee mit der Liebesinsel und die Stadt Feldberg. Der „Stieglitzenkrug“ ist weithin bekannt für seine Putenspezialitäten und seinen gerade aus dem Backofen gezogenen Blechkuchen.

Eine Rundfahrt durch den Naturpark „Feldberger Seelandlandschaft“ ist sehr zu empfehlen. Die Straße windet sich durch die Kuppen der eiszeitlichen Endmoränen, durch dichte Buchenwälder und vorbei an den Feldberger Seen. Der Breite und der Schmale Luzin laden wie mit ihrem klaren Wasser in der warmen Jahreszeit zum Baden und Tauchen ein. Der Breite Luzin ist mit 58 Metern der zweittiefste See Mecklenburg-Vorpommerns. Der Schmale Luzin ähnelt einem Fluss und ist bis zu 34 Meter tief. Seltene Tiere und Pflanzen könnte man beobachten, doch wir waren ja mit dem Bus unterwegs. Die Dörfer, durch die sich die Straße zieht, laden oft auch zum Verweilen ein. Handwerker und Künstler machen an verschiedenen Stellen auf sich aufmerksam. Eine Reihe von Baudenkmälern sollte man nicht übersehen, so die Kirche St. Maria auf dem Berge in Boitzenburg oder die achteckige Feldsteinkirche in Wittenhagen. In diesem Dorf kann, wer interessiert ist, eine Kunstgalerie besichtigen.

Aber, wie es immer so ist, die Zeit wird knapp. Deshalb schafften es die Reiseteilnehmer nicht, das Fallada-Museum in Carwitz zu besuchen. Lediglich ein Gang zu seinem Grab war noch möglich. Es befindet sich auf dem Alten Dorffriedhof hoch über dem Schmalen Luzin. Es ist ein schlichtes Bauwerk. Hier sind auch Angehörige Falladas beigesetzt. Leider macht diese Gedenkstätte einen wenig gepflegten Eindruck. Das ist bedauerlich, aber es müsste doch zu ändern sein.

Alles in allem: Der Naturpark „Feldberger Seenlandschaft“ ist eine Reise wert. Um ihn genauer zu erkunden, müsste man mehr Zeit einplanen.

 

 

 

Wassermühlen in Laage

In und um Laage gab es einst 14 Wassermühlen, so unter anderem in Breesen, Diekhof, Kobrow, Korleput und Wardow. In der Stadt Laage befanden sich 2 oder 3 derartige Mühlen. Vor 650 Jahren wurde erstmals in Laage von einer Wassermühle am Mühlentor, dem heute so genannten Rostocker Tor, gesprochen. Vor 320 Jahren entstand die Henningsmühle. Daneben spricht Peter Zeese von einem Walkmühlenteich im Weichbild der Stadt. Bei Carl Beyer ist zu lesen, dass die Walkmühle ihr Wasser von der quellenreichen Uecker erhielt. Sie diente den Laager Tuchmachern zum Walken, also Verfilzen, ihrer Tuche. So könnte von 3 Wassermühlen ausgegangen werden.

Als in unserer engeren Heimat die Wassermühlen im Zusammenhang mit der deutschen Besiedlung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erstmalig auftauchten, bedeuteten sie den Beginn einer neuen Etappe in der technischen Entwicklung des Landes. Mit dem Wasserrad hatten die Einwohner erstmals in größerem Umfang die in der Natur vorhandenen Energiequellen in ihren Dienst gestellt: Die Kraft des fließenden Wassers. Für die nächsten Jahrhunderte wurden diese Energieträger nicht nur zur wichtigsten Kraftquelle, sondern auch zum Motor für die weitere technische Entwicklung zu neuen Maschinen und der Mechanik der Kraftübertragung.

Gleichzeitig bildeten sie die Grundlage für das Entstehen und die Ausbreitung neuer Handwerkberufe, wie Müller, Tuchmacher, Beutler, Lohgerber, Papiermacher u.a., die sich bald zu eigenen Zünften (Ämtern) zusammenschlossen.

Die Wassermühle am Rostocker Tor

Wassermühle am Rostocker Tor (Foto: Archiv HVL)

Diese Mühle gehörte stets zu den bedeutenden domanialen Wassermühlen. Obgleich sie direkt vor dem „Mühlentor“ lag, unterstand sie zu keiner Zeit dem Stadtrecht. Alle Versuche des Magistrats von Laage, zumindest den Müller der städtischen Polizeiordnung zu unterstellen, scheiterten immer wieder am Einspruch der Landesherren.

Urkundlich erwähnt wurde die Mühle zum ersten Male im Jahre 1362, als die Gebrüder Berkhahn zu Kronskamp den halben Mühlenteich und die Fischerei zu Laage an Vicke Moltke zu Strietfeld verkauften. Man kann aber annehmen, dass die Mühle älter ist und vielleicht schon gemeinsam mit der 1292 erwähnten Burg errichtet wurde.

Die nächste Nachricht über die Wassermühle stammt erst wieder aus dem Jahre 1577. Auf Grund einer Klage des Müllers befahl Herzog Ulrich der Bürgerschaft von Laage, die Recknitz zu entkrauten und alle Einbauten wieder zu entfernen, da sie mit Kraut sehr verwachsen sei. Außerdem werde durch die vielen Fischwehre, Stege und Dämme das Wasser aufgehalten, so dass die Mühle in ihrer Funktion behindert werde.

Im Jahre 1612 bestimmte Herzog Albrecht, dass der Müller jährlich 4 Schweine für den Bedarf des Herzogs zu halten habe.

Im Verlaufe des 30-jährigen Krieges wurde am Pfingsttage 1638 die gesamte Stadt durch kaiserliche Truppen zerstört; die letzten 17 Überlebenden flohen nach Rostock. Dabei brannte auch die Wassermühle ab, was der Herr von Vieregge zu Rossewitz in einem späteren Schreiben bestätigte.

Im gleichen Zusammenhang wurde auch berichtet, dass die 1638 vernichtete Mühle nur über ein Wasserrad verfügt habe. Einige Jahre später aber war sie an der gleichen Stelle bereits wieder aufgebaut worden. Im Jahre 1663 musste der Herzog erneut anordnen, dass die Recknitz geräumt wird. Die Laager Einwohner sollten ihre Handmühlen abschaffen und ihr Korn in der Mühle selbst mahlen lassen.

Über die in den Haushalten recht zahlreich vorhandenen Handmühlen gab es im gleichen Jahr weiteren Ärger, da einige Bürger sich beschwert hatten: Der Müller hatte gemeinsam mit dem herzoglichen Kornschreiber zu Güstrow die in den Haushalten vorhandenen Grützmühlensteine beschlagnahmt.

Zwischen dem jeweiligen Müller und den Besitzern der stromaufwärts liegenden Güter Rossewitz, Subzin, Kronskamp und Levkendorf begann ein hartnäckiger Kampf, den die fürstlichen Beamten in Güstrow vergeblich zu schlichten versuchten. Dem Müller wurde vorgeworfen, er behindere durch das Aufstauen des Wassers die Nutzung der Wiesen. Erschwert wurde das Problem noch durch den Zufluss aus dem Korleputer Bach, der das Wasser von der dortigen Mühle unregelmäßig in die Recknitz und damit zur Laager Mühle leitete. Die Recknitz selbst war im Verlaufe der Zeit so stark verkrautet und verlandet, dass der Müller das Wasser an der Mühle immer höher stauen musste, wenn er überhaupt noch ausreichend arbeiten wollte.

Neben dem Ärger mit den Wasserständen und den Junkern gab es auch Streit mit den Mahlgästen. Der Müller Rocksin muss ein sehr impulsiver Mann gewesen sein. 1783 hatte er den Bauern aus Lantow und Kronskamp einfach den Mahlvertrag gekündigt, weil ihm diese einige seiner Kühe von der Weide gejagt hätten, die er dort ohne ihre Zustimmung grasen ließ. Bald aber tat ihm dieser Entschluss wieder leid, und er bemühte sich bei dem Gutsbesitzer von Oertzen um eine Vermittlung. Daraufhin überließ dieser wieder die Mahlgäste der Höfe von Klein Lantow und Kronskamp sowie 6 Bauern aus Groß Lantow auf 24 Jahre bis 1807 der Erbmühle in Laage.

Im Jahre 1862 verhandelte die Güstrower Kammer mit dem Erbmüller über den Ankauf seiner Wassermühle. Die Wassermühle sollte abgebrochen werden. Man wollte die augenblicklich schlechte wirtschaftliche Lage des Müllers ausnützen, um den Klagen wegen des Wasserstaus endgültig den Boden zu entziehen. Damit war das Schicksal einer bedeutenden Wassermühle im Kreis Güstrow endgültig beendet. Ihre Aufgaben übernahm – zumindest zeitweise – die im Jahre 1878 zur Kornmühle umgebaute ehemalige Papiermühle in Laage, die „Henningsmühle“. An der Recknitz durfte nun im Weichbild Laages  keine Wassermühle mehr gebaut werden.

Das Mühlenhaus wurde in späteren Jahren zu verschiedenen Zwecken genutzt. Älteren ist es noch als Binnersches Haus bekannt, benannt nach dem Tuchfärber Binner, der dort seine Werkstatt hatte. Es wurde infolge jahrelangen Leerstandes mehr und mehr baufällig und im Jahre 1985 abgerissen. An seiner Stelle befindet sich heute der Parkplatz am Rostocker Tor.

Die Hennings-Mühle

Hennings-Mühle mit Mühlteich (Foto: Archiv HVL)

Am 18. Dezember 1692 verkaufte die Stadt Laage ihrem Bürger Samuel Kegeler ein Stück Land am Pludderbach, damals Grenzbach zu dem Gute Subzin, für 10 Gulden zur Errichtung einer kleinen Papiermühle. In der Verkaufsurkunde hieß es, dass er nicht das Recht habe, die Mühle zu vergrößern oder zu erweitern, es sei denn er erkaufe sich die Möglichkeit dazu von der Stadt. Ausdrücklich wurde ihm auferlegt, das Wasser frei laufen zu lassen und dafür Sorge zu tragen, dass sowohl die angrenzenden Wiesen als auch die Korn-Mühle in Laage keinen Schaden nehmen können. Der Papiermüller durfte aber kein Wohnhaus bei der Mühle errichten.

Der Papiermacher Dethlof Heuser sorgte 1720 für große Aufregung, denn er veränderte den Antrieb der Mühle so, dass anstelle des unterschlächtigen ein oberschlächtiges Mühlrad eingebaut wurde. Für dessen Betrieb musste das Wasser um anderthalb Ellen angestaut werden. Infolgedessen wurden die angrenzenden Wiesen und die Schwentnitz überschwemmt und unbrauchbar.

Der Streit mit dem Gut Subzin zog sich über mehrere Jahre hin, zumal der Müller sich als nicht zuständig erklärte. Man solle sich an den Rat in Laage wenden. Erst 1723 war der Streit so weit beigelegt, dass der Papiermüller die Erlaubnis zur Erweiterung der Mühle und zum Bau eines Wohnhauses erhielt.

Von 1761 bis 1878 war die Papiermühle im Besitze der Familie Hennings, die ihr auch ihren bis heute bekannten Namen überließ: die „Henningsmühle“. Im Jahre 1826 hatte die Stadt Laage ihnen die bisherige Pachtmühle als Erbmühle verkauft. Der letzte Papiermüller aus der Familie Hennings, Ernst Hennings, war Inhaber der Mühle in den Jahren von 1854 – 1878.

1929 wurde die Henningsmühle ein Raub der Flammen. Darüber konnte man in der „Laager Zeitung“ nachlesen: „In der Sonntagnacht brannte die weit und breit bekannte Henningsmühle – die frühere Papiermühle – vollständig nieder, der unmittelbar daneben liegende Stall wurde gerettet. Während im Saale noch getanzt wurde, muß im Dachraum längere Zeit das Feuer unbemerkt gebrannt haben, denn plötzlich schlugen die hellen Flammen aus dem Dache empor. In kurzer Zeit griff das Feuer nach links auf die Mahlräume und nach rechts auf die Wirtschaftsräume über. Gerettet wurde sowohl von des Besitzers wie auch des Mieters Hab und Gut nur wenig ; leider gelang es unsauberen Elementen, die die Verwirrungen ausnutzten, von den geretteten Sachen verschiedenes zu stehlen. Damit ist ein Wahrzeichen und ein Stück unserer Stadtgeschichte, ein landschaftlich so idyllisch gelegenes Gebäude, in Trümmer versunken.“

Die „Henningsmühle“ war in den letzten Jahren vor dem Brand wegen ihrer schönen ruhigen Lage ein beliebter Ausflugsort der Laager Einwohner gewesen. Darin waren zwei Wohnungen, eine Gastwirtschaft mit einem großen Saal mit Bühne für Theateraufführungen. Der letzte Pächter der Gastwirtschaft hieß Gustav Brandes. Der Park mit seinen Obstbäumen und der brodelnde und zischende Pludderbach in den Grotten mit den Brücken darüber und die Steinbrücke mit vier zweihundertjährigen Eichen war ein Landschaftsidyll. Im Park wurden Sommerfeste durchgeführt, und eine schöne Kegelbahn war vorhanden. Die Henningsmühle war in all den Jahren ein beliebtes Ausflugslokal für die Laager Bürger wo sie sonntags auf ihrem Spaziergang ins Grüne einkehrten und bei Frau Kleemann Kaffee und Kuchen kriegen konnten. Im Februar 1930 eröffnet Wilhelm Selms die Mühle wieder und im März wurde auch das Lokal wiedereröffnet.

Im Jahre 1937 wurde in der Henningsmühle ein Heim für die Hitler-Jugend. Im Krieg wurde der Saal als Turnsaal und als Jugendheim genutzt. 1945 war die Mühle eine Seuchenstation für Typhuskranke. Später war hier eine eine Station Junger Touristen. Bürgermeister aus dem Bezirk Schwerin wurden in den Räumen geschult. Anfangs der 60er Jahre, als die Bahnstrecke zwischen Rostock und Waren ausgebaut wurde, entstanden auf dem Mühlengelände Bauarbeiterbaracken. Das ganze Areal wurde vom Reichsbahn-Baubetrieb genutzt. Im Steinhaus waren die Küche, die Verwaltung und eine Konsum-Verkaufsstelle untergebracht. Nach dem Ende der Bauarbeiten und dem Abzug der Arbeiter übernahm die Reichsbahndirektion Schwerin das Gelände und richtete hier eine Betriebs-Berufsschule ein. Mitte der 80er Jahre wurde die Eisenbahnschule geschlossen und die Baracken wurden abgerissen. Die Henningsmühle wurde wegen Schwammbefalls von der Stadt aufgegeben und schließlich ebenfalls abgerissen. Heute ist bis auf einige Fundamentreste nichts mehr von der Henningsmühle zu sehen. Die Natur hat sich das Areal zurück geholt.

Quellen:

Carl Beyer: Geschichte der Stadt Lage. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 52 (1887)

Hehl, Hugo: Am Rande der Stadt – Geschichte der Henningsmühle. In: Laager Stadtanzeiger Nr. 11/2003, Seite 9-10

Hehl, Hugo: Eine Straße schreibt Geschichte (Eine Chronik der Laager Bahnhofstraße). Unveröffentlichtes Manuskript, 1999/2000,

Mastaler, Wilhelm: Die Wassermühlen der Kreises Güstrow: www.wilhelm-mastaler.de Stand: 06.03.2012

Stammbuch der Familie Dehn (1928). In: Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage, a.a.O.

von Hößl, Friedrich: Die Papiermühle zu Laage. In: Der Papierfabrikant, 1922, Heft 8. In: Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage, a.a.O.

Stieda, Wilhelm: Mecklenburgische Papiermühlen. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 80 (1915)

Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage. Unveröffentlichtes Manuskript, Laage 2011

Zeese, Peter: Die Laager Mühlen. In: Laager Stadtanzeiger Nr. 05/2006, Seite 5 – 7

 

 

 

 

Storchenwohnung renoviert

  

Dem Storch ein neues Bett bereitet 

Dieser Tage wurde auf Initiative des Heimatvereins mit Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Laage das Storchennest an der Stadtscheune erneuert. 

Alte Laager erinnern sich, dass es in der Stadt über viele Jahrzehnte ein Storchennest gegeben hat. Das war aber nicht an der Stadtscheune, sondern auf dem Dach von „Elektro-Abs“ in der Breesener Straße. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts muss es dort seinen Standort gehabt haben. Ein Sturm ließ es 1925 herab stürzen. 

Haus von Otto Kobow, jetzt Fritz Abs in der Breesener Straße (hist. Foto)

 

Der damalige Eigentümer des Hauses, Otto Kobow, wollte aber kein neues Nest auf seinem Hause, sehr zum Ärger der Laager Einwohnerschaft. Gutem Zureden ist es zu verdanken, dass Otto Kobow letzten Endes seine Einwilligung gab, das Nest wieder am alten Standort zu errichten. Nur wie sollte das geschehen? 

In einer Chronik ist darüber zu lesen: „Ein Stellmacher gab ein Wagenrad als Unterlage für das Nest. Aber wie sollte alles auf das Dach gebracht werden? Die Feuerwehr wollte helfen. Jeder glaubte an einen Scherz. Aber heimlich wurden alle Vorbereitungen getroffen. Ganz Laage traf sich an einem Morgen um 6 Uhr am Haus von Otto Kobow. Tatsächlich marschierten die städtische Musikkapelle und 30 Feuerwehrleute heran, vorneweg trugen 3 Feuerwehrmänner das Storchennest, geschmückt mit Tannengrün, Babypuppen und bunten Bändern. Mit der Feuerwehrleiter wurde das Nest auf das Dach gebracht. Drei Feuerwehrleute befestigten es. Nach getaner Arbeit zog die Menschenmenge noch einmal mit Musik durch die Straßen.“ 

Laager Feuerwehrleute beim Bau des Sorchennestes (hist. Foto)

 

Organist Schulz schrieb aus diesem Anlass sogar ein Gedicht: 

Dat Storchennest 

Vör lange Tied, watt wiert n´Fest, 

kreeg Abs sin Hus n´ Storchennest. 

Int olle künt kein Storch mehr bugen, 

denn dorvör wirr ein ständig grugen, 

denn datt oll Rad datt höll nich miehr, 

datt wa so möhr ass weik Papier. 

Dann würr denn korterhand beslaten, 

man woll en nieges maken laten. 

  

In Meister Spohn sien Discherie, 

dor güngt nah Fierabend bie. 

En grotes Wagenrad wör bröcht, 

de Speiken mit Busch utgeflächt. 

Weck von denn Laager Sprüttenklub, 

die bröchten denn datt Rad herrup 

upp Abs sein Hus un macktend fast 

un wieren nahst bie Abs tau Gast. 

  

Dor wär datt Storchennest begaten, 

denn Abs, deer sik nich lumpen laten, 

der gewt den Conjackt, Köm un Bier. 

Fritz Abs die gniedelt uppst Schipperklavier. 

Dor wör ok sungen, sapen un rädt, 

ok fragt, ob Abs nich in´n Sprüttenklub träd. 

Ok mie sünd sei noch mit datt sülben kamen, 

doch Fritzing un ick wie hollen tausamen. 

  

Mit uns dor könen sei nich recht watt maken, 

denn wie beid vestahn nix von Füerwehrsaken, 

wie hemmen ok kein tied, wie mötten watt dauhn, 

un abends nahre Arbeit möten wie uns rauhn. 

Watt sölben wie ok dor, wie deerens blots stühren, 

denn keiner von dei kann uns noch watt liehren. 

  

Am wenigsten mick, ick kenn alle Maschinen, 

mit Dampf, elektrisch un ok Benzinen, 

ob 2 Tackt, ob 4 Tackt orer duwwelt Expangschon, 

wer will mie watt liehren, datt wier ja Hohn, 

wer versteiht von juch watt von duwwelt Expangschon? 

Drüm raht ick juch, gewt datt man up. 

Fritz Abs un ick gahn nich in´n Sprüttenklub. 

Das Nest muss bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts auf dem Dach gewesen sein. Mittlerweile war auch Elektromeister Fritz Abs Eigentümer des Hauses. Aber das Storchennest war lange Zeit nicht mehr vorhanden. 

Im Jahre 2006 hatte Hugo Hehl die Idee, dem Storch wieder ein neues Nest zu bauen. Die Stadt Laage konnte für das Vorhaben gewonnen werden. Die Umweltstiftung Bingo unterstützte das Projekt ebenfalls. Einen Mast stellte die Deutsche Bahn zur Verfügung. Das Rad besorgte Hugo Hehl und Schlossermeister Engemann baute alles zusammen. Mit Hilfe der Firma Bühner und vielen Freiwilligen wurde dann das Nest aufgerichtet. 

Aufrichten des Storchennestes 2006 (Foto: mw)

 

Störche interessierten sich in den folgenden Jahren immer wieder für das Nest. Aber sie hatten die Rechnung ohne die Saatkrähen gemacht, denn letztere stibitzten Teile des Storchennestes für ihre eigenen Nester an der Kirche. Die Stürme taten ihr Übriges, so dass die Nistunterlage keinen Storch mehr anlockte. 

Deshalb besorgte der Heimatverein einen professionell gefertigten Storchenkorb. Wieder wie 1925 konnte die Feuerwehr gewonnen werden, den Korb auf den Mast zu setzen. Sie rückte mit der Drehleiter und drei Kameraden an und baute dem Storch die neue Wohnung. 

Das neue Nest wird aufgebaut (Foto: mw)

 

In wenigen Tagen werden die Störche aus dem Süden wieder an der Recknitz eintreffen. Vielleicht finden sie dann Gefallen an dem neuen Nest. 

mw

Tipp des Laager Heimatvereins – Slawischer Burgwall in Raden

Wer etwas darüber erfahren möchte, wie vor rund 1000 Jahren Menschen in Mecklenburg gelebt haben, der sollte nach Groß Raden bei Sternberg fahren und das dortige Archäologische Freilichtmuseum besuchen. Freilich, man muss sich mühen, denn vor dem Anblick der Slawensiedlung aus dem 9. und 10. Jahrhundert liegt ein zwanzig minütiger Fußmarsch vom Parkplatz bis hin zum Museumseingang. Vorher kommt man am Ausstellungsgebäude vorbei, in dem die Ausgrabungsschätze des Museums präsentiert werden. Die Mühe wird aber entschädigt: Der Weg windet sich durch einen Wald mit Ausblicken auf …

Bericht Groß Raden