Storchenwohnung renoviert

  

Dem Storch ein neues Bett bereitet 

Dieser Tage wurde auf Initiative des Heimatvereins mit Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Laage das Storchennest an der Stadtscheune erneuert. 

Alte Laager erinnern sich, dass es in der Stadt über viele Jahrzehnte ein Storchennest gegeben hat. Das war aber nicht an der Stadtscheune, sondern auf dem Dach von „Elektro-Abs“ in der Breesener Straße. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts muss es dort seinen Standort gehabt haben. Ein Sturm ließ es 1925 herab stürzen. 

Haus von Otto Kobow, jetzt Fritz Abs in der Breesener Straße (hist. Foto)

 

Der damalige Eigentümer des Hauses, Otto Kobow, wollte aber kein neues Nest auf seinem Hause, sehr zum Ärger der Laager Einwohnerschaft. Gutem Zureden ist es zu verdanken, dass Otto Kobow letzten Endes seine Einwilligung gab, das Nest wieder am alten Standort zu errichten. Nur wie sollte das geschehen? 

In einer Chronik ist darüber zu lesen: „Ein Stellmacher gab ein Wagenrad als Unterlage für das Nest. Aber wie sollte alles auf das Dach gebracht werden? Die Feuerwehr wollte helfen. Jeder glaubte an einen Scherz. Aber heimlich wurden alle Vorbereitungen getroffen. Ganz Laage traf sich an einem Morgen um 6 Uhr am Haus von Otto Kobow. Tatsächlich marschierten die städtische Musikkapelle und 30 Feuerwehrleute heran, vorneweg trugen 3 Feuerwehrmänner das Storchennest, geschmückt mit Tannengrün, Babypuppen und bunten Bändern. Mit der Feuerwehrleiter wurde das Nest auf das Dach gebracht. Drei Feuerwehrleute befestigten es. Nach getaner Arbeit zog die Menschenmenge noch einmal mit Musik durch die Straßen.“ 

Laager Feuerwehrleute beim Bau des Sorchennestes (hist. Foto)

 

Organist Schulz schrieb aus diesem Anlass sogar ein Gedicht: 

Dat Storchennest 

Vör lange Tied, watt wiert n´Fest, 

kreeg Abs sin Hus n´ Storchennest. 

Int olle künt kein Storch mehr bugen, 

denn dorvör wirr ein ständig grugen, 

denn datt oll Rad datt höll nich miehr, 

datt wa so möhr ass weik Papier. 

Dann würr denn korterhand beslaten, 

man woll en nieges maken laten. 

  

In Meister Spohn sien Discherie, 

dor güngt nah Fierabend bie. 

En grotes Wagenrad wör bröcht, 

de Speiken mit Busch utgeflächt. 

Weck von denn Laager Sprüttenklub, 

die bröchten denn datt Rad herrup 

upp Abs sein Hus un macktend fast 

un wieren nahst bie Abs tau Gast. 

  

Dor wär datt Storchennest begaten, 

denn Abs, deer sik nich lumpen laten, 

der gewt den Conjackt, Köm un Bier. 

Fritz Abs die gniedelt uppst Schipperklavier. 

Dor wör ok sungen, sapen un rädt, 

ok fragt, ob Abs nich in´n Sprüttenklub träd. 

Ok mie sünd sei noch mit datt sülben kamen, 

doch Fritzing un ick wie hollen tausamen. 

  

Mit uns dor könen sei nich recht watt maken, 

denn wie beid vestahn nix von Füerwehrsaken, 

wie hemmen ok kein tied, wie mötten watt dauhn, 

un abends nahre Arbeit möten wie uns rauhn. 

Watt sölben wie ok dor, wie deerens blots stühren, 

denn keiner von dei kann uns noch watt liehren. 

  

Am wenigsten mick, ick kenn alle Maschinen, 

mit Dampf, elektrisch un ok Benzinen, 

ob 2 Tackt, ob 4 Tackt orer duwwelt Expangschon, 

wer will mie watt liehren, datt wier ja Hohn, 

wer versteiht von juch watt von duwwelt Expangschon? 

Drüm raht ick juch, gewt datt man up. 

Fritz Abs un ick gahn nich in´n Sprüttenklub. 

Das Nest muss bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts auf dem Dach gewesen sein. Mittlerweile war auch Elektromeister Fritz Abs Eigentümer des Hauses. Aber das Storchennest war lange Zeit nicht mehr vorhanden. 

Im Jahre 2006 hatte Hugo Hehl die Idee, dem Storch wieder ein neues Nest zu bauen. Die Stadt Laage konnte für das Vorhaben gewonnen werden. Die Umweltstiftung Bingo unterstützte das Projekt ebenfalls. Einen Mast stellte die Deutsche Bahn zur Verfügung. Das Rad besorgte Hugo Hehl und Schlossermeister Engemann baute alles zusammen. Mit Hilfe der Firma Bühner und vielen Freiwilligen wurde dann das Nest aufgerichtet. 

Aufrichten des Storchennestes 2006 (Foto: mw)

 

Störche interessierten sich in den folgenden Jahren immer wieder für das Nest. Aber sie hatten die Rechnung ohne die Saatkrähen gemacht, denn letztere stibitzten Teile des Storchennestes für ihre eigenen Nester an der Kirche. Die Stürme taten ihr Übriges, so dass die Nistunterlage keinen Storch mehr anlockte. 

Deshalb besorgte der Heimatverein einen professionell gefertigten Storchenkorb. Wieder wie 1925 konnte die Feuerwehr gewonnen werden, den Korb auf den Mast zu setzen. Sie rückte mit der Drehleiter und drei Kameraden an und baute dem Storch die neue Wohnung. 

Das neue Nest wird aufgebaut (Foto: mw)

 

In wenigen Tagen werden die Störche aus dem Süden wieder an der Recknitz eintreffen. Vielleicht finden sie dann Gefallen an dem neuen Nest. 

mw